3-5-2 – Das neue 4-4-2?
SPIELANLAGE | Die Kolumne von Coach David Goigitzer
Das 3-5-2 System hat im Fußball in den letzten Jahren eine kleine Renessaince erlebt, Chile und Holland, sowie Costa Rica auf Nationalteamebene, sowie vor allem einige italienische Mannschaften und auch der FC Liverpool, Manchester United und der FC Bayern verwendeten dieses System um zum Erfolg zu kommen. Früher vor allem mit Manndeckung und Libero angewandt, also eigentlich ein 1-3-2-1-2, ist es im gegenwärtigen Fußball natürlich mit Raumdeckung (jedoch nicht immer!) eine besondere Variante um einige andere Formationen auszuhebeln. Sie kann oft die „Offenbarung“ sein für Amateurmannschaften, die Probleme haben ein System zu finden das passt. Jedoch ist es vor allem in der Defensivarbeit, was gegenseitiges Absichern anbelangt, nicht unkompliziert. Sind diese Mechanismen aber einstudiert, dann ist es eine interessante Möglichkeit für jede Mannschaft um zum Sieg zu kommen.
Anforderungen
Jedes System richtet sich danach, was für Spielertypen der Trainer zu Verfügung hat. Stile können sich unterscheiden, jedoch braucht das 3-5-2 vor allem zwei Spielertypen:
- Flügelläufer: Auf den Flügeln werden konditionell- und sprintstarke Spieler benötigt. Das Laufpensum, das erforderlich ist, um den Flügel quasi alleine zu bearbeiten, ist nicht zu unterschätzen. Bei gegnerischem Ballbesitz muss man, je nach taktischer Vorgabe, sich entweder im Mittelfeld oder auf der Abwehrreihe positionieren. Bei eigenem Ballbesitz ist man stets der primäre Breitengeber und sollte im Idealfall hohe Spielverlagerungen gut verarbeiten können.
- 3 Innenverteidiger: Die Bayern spielten zwar bereits diese Saison mit der Dreierverteidgung Alaba- Alonso- Boateng, diese Anordnung von Spielertypen wird jedoch für die meisten Mannschaften eine Ausnahme sein, denn Spieler wie Alaba und Alonso meist im Mittelfeld gebraucht werden. Drei gelernte Innenverteidiger zu haben ist also von Vorteil, denn diese sind im Notfall die letzte Absicherung, müssen also ein gutes Stellungsspiel haben und stark in den Zweikämpfen sein.
Vorteile
In der heutigen Zeit kommt es immer öfter vor, dass Mannschaften mit nur einem Stürmer spielen. Somit gibt es für die Verteidiger, zumindest theoretisch, „weniger“ Arbeit, was zumindest einen von ihnen obsolet macht. Die Außenverteidiger zu hoch zu ziehen kann jedoch auch ein gewisses Risiko bergen, die Dreierkette ist also das Beste aus beiden Welten. Mit 3 Verteidigern hat man genug um dem Stürmer einen Gegner entgegen zu stellen, aber auch genug Verteidiger um bei nachrückenden Spielern diese auch attackieren zu können, beziehungsweise einander abzusichern.
Konter können mit dieser Grundordnung ideal gefahren werden, denn selbst mit wenig Risiko und nachrückenden Spielern gibt es zumindest zwei Stürmer, die eine Abwehr beschäftigen und Bälle lang genug halten, beziehungweise Raum gewinnen können. In Umkehrsicht ist das 3-5-2 auch perfekt dafür geschaffen, Konter zu verhindern beziehungsweise diese gut zu verteidigen. Genug Spieler sind vorne, um ein Pressing mit gutem Zugriff zu generieren und kontrollierte Bälle hinter die Abwehr oder zwischen die Linien zu verhindern. Die Anzahl der Verteidiger bieten für dieses Pressing ebenfalls die perfekte Absicherung: 3 Innenverteidiger sind genug, um mit tiefen Bällen gut genug umzugehen und geben gleichzeitig die Möglichkeit, 7 Spieler attackieren zu lassen.
Im Spielaufbau muss sich nun kein Sechser mehr zwischen die Innenverteidiger fallen lassen, um Überzahl im Mittelfeld durch die Außenverteidiger zu schaffen, denn es gibt sowieso schon drei Spieler im Abwehrzentrum, die breit auffächern können. Viele Passwege ergeben sich dadurch, um einen erfolgreichen Spielaufbau zu beginnen.
Verschieben im tiefen 5-3-2
Nachteile
Wie eben schon gesagt, ist die Laufstärke für die Flügelspieler eine enorm wichtige Anforderung, um in dieser Grundordnung spielen zu können. Ebenso sollte zumindest einer dieser Innenverteidiger ein Spieler sein, dessen Passspiel zu seinen Kompetenzen gehört. Ebenso ist dieses System kombiniert mit Raumdeckung durchaus komplex, ist weniger „logisch und einfach“ als das 4-4-2 (logisch und einfach wurden bewusst in Anführungszeichen gesetzt, ihr wisst was ich meine).
Fazit
Das 3-5-2 ist auf jeden Fall wieder eine Bereicherung für unseren Fußball. An der internationalen Spitze wird es schon angewendet, ich denke im Amateurfußball ist es ebenfalls mit dem richtigen Coaching gut anzuwenden und kann eine besondere Waffe sein.