Coaching: Trainer, macht es anders!
SPIELANLAGE | Die Kolumne von Coach David Goigitzer
Fußballtrainer sollen nicht nur Fachwissen haben, sondern auch Vaterfigur, Kumpel und Pädagoge zugleich sein. Kommunikation, in unserem Fall Coaching genannt, ist mit die wichtigste Komponente im Trainerdasein, jedoch auch die am öftesten vernachlässigte. Kommunikation darf man jedoch nicht mit Beziehung gleich stellen. Es gibt Trainer, die sich zwar sehr gut mit ihren Spielern verstehen, deren Kommunikation aber nicht ideal ist. Kritik sowie Lob und Erörterung über Trainings- und Spielleistungen kommen in solchen Fällen nur selten oder auf eine suboptimale Art und Weise vor. Aus vielen Artikeln und Büchern, sowie meiner eigenen Erfahrung habe ich mir einige Richtwerte für meine Kommunikation mit Spielern gelegt.
Wortwahl
Die Sprache eines Trainers muss klar und deutlich sein. Nicht nur im akustischen Sinne, sondern auch in Sachen Verständnis für die Spieler. Was heißt das? Viele Trainer geben Anweisungen, die für sie klar erscheinen, die jedoch in vielfacher Weise interpretiert werden können. „Deck den Mann“ scheint zu Beginn eigentlich klar. Aber: Soll der Spieler den Mann IMMER decken, ihm also über den ganzen Platz folgen? Oder nur wenn er in seine Zone kommt? Und wenn die Situation das Weglassen der Deckung erfordert, um sie taktisch richtig zu lösen, soll er ihn dann trotzdem decken? Fragen über Fragen. Ein Spieler hat im Training mithilfe von den richtigen Übungen zu erfahren, wann er wen zu decken hat. Diese Art von Coaching ist also zu vermeiden. Auch ein gutes Beispiel: „Aufwachen Leute, aggressiver!“. Aggressiv spielen kann für jeden Spieler was anderes heißen. Der eine geht durchaus intensiver in den Zweikampf, der andere haut dem Gegner auf die Knöchel und wiederum der andere fühlt sich aufgeputscht und fängt eine Streiterei an. Definitiv nicht etwas, das der Trainer wollte.
Anweisungen sollten also so klar und unmissverständlich wie möglich sein und sich auf das allgemeine Spiel (vor allem während dem Match) beziehen. Im Training kann und soll man natürlich näher auf bestimmte Situationen eingehen, aber auch da sollte die Übung den Großteil der Erkenntnis darstellen. Fachbegriffe, wie sie unter Trainer verwendet werden, sind ebenfalls selten förderlich. Zwar gibt es manchmal Begriffe, die man etablieren MUSS, da Aktionen anders gar nicht beschrieben werden können, jedoch sollte man die Spieler nicht langweilen mit Vokabeln die sie nicht brauchen und die sie sowieso nicht interessieren. Haltet Erklärungen und Ansprachen so kurz wie möglich, niemand hört gern einen Sermon. Je ausführlicher Anweisungen sind, desto individueller muss mit den Spielern gesprochen werden.
Individualität
Alle Spieler müssen gleich behandelt werden, oder? NEIN! Jeder Spieler hat eine andere Persönlichkeit, einen anderen Spielstil, eine andere Motivation. Deswegen muss man den ganz speziellen, individuellen Zugang zu jedem Spieler finden, um wirklich das Beste aus ihm herauszuholen. Einzelgespräche sind somit ein wichtiger Baustein, um als Trainer erfolgreich ein Team zu managen und die Spieler auf die geplante Art und Weise zu erreichen. Sir Alex Ferguson war ein Musterbeispiel für Psychologie, individuell sowie allgemein. Manche Spieler müssen hart angepackt, manche wiederum mit Samthandschuhen angefasst. Wichtig ist jedoch: Der Umgang mit einem Spieler darf nicht von der Spielstärke abhängen (außer in Einzelfällen wie VIELLEICHT Lionel Messi). Dies weckt nämlich Misstrauen in den anderen Spielern, wenn gute Spieler besser oder auch deutlich schlechter behandelt werden als der Rest der Mannschaft. Individuelles Lob kann ebenfalls sehr positive Effekte auf einen Spieler haben. Hierbei ist schon ein „gut gemacht!“ oft die halbe Miete. Wenn jedoch spezifische Aktionen gelobt werden, dann fühlt sich der Spieler registriert und bestätigt, sogar verstanden. „Super Pass, toll gesehen!“ hat gleich einen ganz anderen Wert in des Spielers Ohren.
Lob, Kritik & Motivation
Jeder muss kritisiert werden, und jeder muss gelobt werden. Das Verhältnis zwischen den beiden Stilmitteln des Coachings entspricht natürlich der Situation und dem Spieler. Meiner persönlichen Meinung nach sind Kritik sowie Lob gleichsam vorsichtig zu verwenden. Kritik an einzelnen Aktionen finde ich jedoch als oftmals komplett unnötig. Vor allem technische Fehler zu kritisieren ist für mich unverständlich, denn sogar den besten Spielern verspringt mal ein Ball. Kollektive Kritik ist natürlich wichtig und soll auch vor der gesamten Mannschaft angesprochen werden. Bin ich jedoch mit einem bestimmten Spieler unzufrieden, dann führe ich mit ihm stets lieber ein Vier- Augen- Gespräch. Wichtig dabei ist für mich auch immer, die Worte so zu wählen, dass der Spieler sich nicht angegriffen fühlt. Ich möchte zeigen, dass ich mich um ihn sorge und mit ihm gemeinsam eine Lösung finden möchte. Der Unterschied zwischen „Du musst…“ und „Was hältst du von..?“ kann manchmal Welten bedeuten. Lob, wie bereits oben angesprochen, kann ebenfalls sehr individuell sein, was den positiven Effekt des Lobes vergrößern kann. Auch gilt aber: Alles mit Maß und Ziel. Der Spieler darf nicht arrogant werden, zu viel Lob für einen einzelnen Spieler kann die anderen eifersüchtig machen und den Gelobten überheblich.
Jeder Spieler hat seine eigenen Motivationen. Für die einen ist es das Geld, für die anderen der Spaß und wiederum andere spielen aus purem Ehrgeiz. Es gilt, die Spieler gut kennenzulernen und zu erfahren, was einen Spieler motiviert, um ihn dann in den richtigen Situationen mit diesen Informationen auf eine individuelle Art und Weise motivieren zu können.
Für eine kollektive Motivation sind Ziele meiner Meinung nach das Wichtigste. Alex Ferguson wandte das „SMART- Modell“ ( bzw SMARTER) bei der Erstellung seiner Ziele für die Mannschaft an. SMART steht für “Specific Measurable Accepted Realistic Time Bound“. Also Ziele sollen auf der Basis der Spezifizität, Messbarkeit, Akzeptanz, Realismus und Zeitabhängigkeit gesetzt werden. Natürlich gibt es Ziele, die nicht alle diese Parameter befolgen. Je mehr davon jedoch im Ziel beinhaltet sind, desto besser können sich die Spieler mit diesem Ziel identifizieren.
Lehren und Lernen
Trainer sind natürlich auch zu einem großen Stück weit Lehrer. Man möchte dem Spieler neue Verhaltensweise, Spielkonzepte und Möglichkeiten auf dem Platz beibringen. Oft werden Übungen bzw die Pausen dazwischen für Monologe des Trainers genutzt. Dabei wird der Effekt des Dialogs weitestgehend unterschätzt. Der Mensch merkt sich nur 20% des Gehörten, jedoch 90% des Erfahrenen. Um die Lernumgebung zu verbessern, sind allem voran natürlich Übungen gefragt, die auf dem Prinzip des impliziten Lernens basieren. Also Übungen, bei denen das, was getan werden soll, aufgrund der Regeln, Spielfeldgröße/form und/ oder des Gegners passiert. Muss der Trainer dann doch mal einschreiten, um Sachen zu erklären, dann bietet sich eine fragenzentrierte Art der Kommunikation an. Durch suggestive Fragen bringt man die Spieler zum Nachdenken. Und was man selber herausfindet bleibt bekanntlich länger im Kopf. Also das nächste Mal vielleicht statt: „Mach breit!“, einfach mal fragen „Wie denkst du musst du dich bewegen, um am meisten Platz zu haben?“. Folgefragen wie „Warum denkst, du sollst du breit machen?“ sind ebenfalls effektiv. Louis van Gaal sieht dieses pädagogische Handeln als Grundpfeiler seines Coachings.
Fazit
Trainer müssen auf sehr viel gleichzeitig achten. Kommunikation gehört zu den wichtigsten Bausteinen im Leben eines Trainers. Darauf muss sehr viel Wert gelegt werden. Wer das Coaching so systematisch verfolgt, wie er es bei der Trainingsplanung tut, hat schon viel gewonnen.
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