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Erstellung und Festigung eines Spielmodells

Erstellung und Festigung eines Spielmodells

SPIELANLAGE | Die Kolumne von Coach David Goigitzer

 

Die Vorbereitungszeit wird oft fast ausschließlich dafür genutzt, sich körperlich auf die zweite Saisonhälfte vorzubereiten. Dabei muss man hier weiter versuchen den Spielstil zu entwickeln. Dies sollte man natürlich vornehmlich in Spielformen tun, auch wenn die “fehlende Qualität” der Spieler (oder fehlt sie eher beim Trainer?) als Ausrede dafür genommen wird, dass man in isolierten Übungen und Lauftrainings trainiert. Um den Spielstil zu entwickeln brauchen vor allem die Trainer, aber auch die Spieler, ein klares Bild davon haben welche Verhaltensweisen in welchen Situationen passend sein sollen. Deshalb ist es vonnöten, dass sich jeder Trainer (am besten aber der Verein, damit es immer gleich bleibt!) ein Spielmodell überlegt, auf dem dann die Trainings und Aufstellungen sowie Lösungen auf dem Spielfeld im Wettbewerb basieren. Fehler auf dem Platz passieren nämlich oft auch, weil es keine klaren Vorgaben gibt, was in welcher Situation zu tun ist, und so treffen Spieler eher eine falsche Entscheidung. Man kann auch von “Eingespieltheit” sprechen, wobei dies jedoch nur die Folge eines einheitlichen Spielmodells ist (oder eben ein unterbewusst untereinander ausgemachter gemeinsamer Spielstil).

 

 

Van Gaals 4 Phasen 

gaal-hauptmomente

Louis van Gaal (und viele andere Trainer) kategorisieren das Spiel in 4 Phasen, welche im Bild oben abgebildet wurden. Für jede Phase des Spiels soll es Prinzipien und Subprinzipien geben. Also Vorgaben und Verhaltensweisen, die aufeinander aufbauen. Diese Prinzipien gilt es zu bestimmen, damit man das eigene Spielmodell bilden kann. Das Bild erklärt eigentlich schon jede Phase exakt, sodass man eigentlich nicht mehr viel dazu sagen muss, jede Spielphase ist unmissverständlich beschrieben.

Um verständlicher zu machen, wie man diese Verhaltensweisen bestimmt und aufeinander aufbaut, werde ich zu jeder Spielphase Beispiele  geben, basierend auf zwei verschiedenen Spielstilen: Dem Positionsspiel (vulg. “Tiki Taka”) und dem fokussierten Konterfußball (Leicester City zB). Vorab: Formation ≠ Spielstil. Zwar gibt es durchaus Formationen, die dem einen Spielstil mehr zusagen als dem anderen, jedoch richtet sich die Formation primär am Spielermaterial.

 

 

Eigener Ballbesitz (Gegner organisiert)

In dieser Phase ist der Gegner geordnet, ist also voraussichtlich nicht mit nur zwei, drei Pässen auszuspielen. Man steht stabil und in der bestimmten Formation gegen den Ball.

Für das Positionsspiel sind im eigenen Ballbesitz zwei Prinzipien wichtig:

1. Überzahl schaffen

1.1 Gegner lenken um Mitspieler zu befreien

1.2 Ständige Unterstützung

 

2. Sinnvolle Besetzung der Räume

2.1 Abstände zwischen den Spielern

2.2 Empfänger für verschiedene Passlängen

3. Geduld

 

Zusammengefasst bedeuten die einzelnen Punkte, dass so viele ballnahe Räume wie möglich besetzt werden sollen und der Ballführende viele Optionen haben soll. Geduld und Rhythmus sind ebenfalls wichtige Schlagworte, durch Dreiecksbildung sollen Passstaffetten gebildet werden, bis man zu einer Torchance von hoher Qualität kommt.

 

Im Konterspiel könnte es zum Beispiel so aussehen:

1. Tempo im Passpiel

1.1 Vertikalität in den Pässen

1.2 schnell viel Raum überbrücken

1.3 Ablagen

 

2. Rechtzeitiges Ankommen in Räume

2.1 Sprints in die Tiefe

2.2 Empfänger für weite Pässe

2.3 weiträumige Bewegungen

3. Direktheit

 

 

Umschalten auf Ballbesitz Gegner

Diese Phase ist etwas schwieriger zu unterscheiden, da bei beiden Spielstilen Gegenpressing sowie sofortiger Rückzug möglich ist. Die Red Bull- Filialen vereinen einen Konterfokus mit starkem Gegenpressing. Jedoch bleiben wir bei der gegensätzlicheren Unterscheidung, der Einfachheit halber.

Positionsspiel:

Bei geordneter Angriffstruktur und geeignetem Zugriff:

1. Den Gegner kollektiv umzingeln um Überzahl herzustellen

1.1 Deckung fixieren

1.2 Passwege zustellen

1.3 Überzahl herstellen

1.4 5-10 Sekunden lang

 

Bei fehlendem direkten Zugriff:

2. Rückzug
Ein Spieler hält den Fortschritt des Angriffs auf, während der Rest sich hinter dem Ball formiert.

 

Im Konterspiel:

Bei geordneter Angriffsstruktur und geeignetem Zugriff:

1. Gegner von Ballnächsten wird unter Druck gesetzt

1.1 Formieren in Grundordnung

1.2 Deckung fixieren

 

 

Ballbesitz Gegner (eigene Mannschaft geordnet)

Der Gegner konnte in den ersten paar Sekunden seiner Balleroberung keinen Konter fahren und befindet sich nun im geordneten Ballbesitz. Wir gehen in diesem Beispiel, um das Spektrum breit zu halten, davon aus, dass die Positionsspiel- Mannschaft in Raum- und die Konter- Mannschaft in Mannorientierung verteidigt.

Positionsspiel:

1. Raumdeckung

1.1. Bedrängen des Ballführenden

1.2. Wachsamkeit ohne Ball

1.3. Angrenzende Räume decken

 

2. An Höhe gewinnen

2.1. Fortschritt des Angriffes verwehren

2.2. Distanzen untereinander, Linien beieinander

2.3. Rückpass erzwingen und aufrücken

2.4 Wachsamkeit was hinter dem Rücken passiert

3. Bedrängen der Gleichzahl und Ungleichzahl

3.1. Passwege zustellen

 

Im Konterspiel:

1. Manndeckung

1.1 Bedrängung des nächstgelegenen Mannes im eigenen Raum

1.2 Übergeben der Gegner

 

2. Fortschritt des Angriffs verwehren

2.1 Rückpass erzwingen

2.2 Angreifer setzen Gegner frei unter Druck

 

 

Umschalten auf Ballbesitz

Der Ball wurde gerade gewonnen, was nun? Im Positionsspiel wird eher nur dann gekontert, wenn es sich wirklich offensiv anbietet, ansonsten wird der Ball weiter zirkuliert und ein geordneter Angriff vorbereitet. Im Konterspiel ist genau das Gegenteil der Fall: Der Konter wird fokussiert, nur wenn er nicht möglich ist, wird der Ball geordnet zirkuliert. Die Prinzipien sind bei beiden die gleichen, hier gilt es eher zu bestimmen, was vermehrt gesucht werden soll.

Freie Räume nutzen

1. Rhythmus und Geschwindigkeit der Zirkulation

2. Direktheit im Passspiel

3. Überzahl herstellen

4. Abschluss

 

Aufrechterhalten des Ballbesitzes

1. Sicherer Pass

2. Behalten des Balles

3. Sinnvolle Besetzung der Räumen

 

 

Fazit

Dies war ein kleiner Überblick, wie man sein eigenes Spielmodell klar bestimmen kann. Man muss es mit den Spieler nicht unbedingt teilen, es könnte sie von der Hauptaufgabe, sich auf das Spielen per se zu konzentrieren, abhalten. Das Trainerteam und der Vereinsvorstand sollten davon jedoch wissen und danach auch das Training ausrichten. Durch Spielformen sowie das Coaching, das diese Prinzipien hervorhebt, wird der Spielstil in den Spielern unterbewusst aufgebaut und wird zum Instinkt.

 

Auf meiner Facebookseite Coach David Goigitzer oder auf fussballeinheiten.weebly.com habe ich mein eigenes Spielmodell, sowie Trainingsformen dazu, detailliert vorgestellt.

 

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