“Techniktraining” richtig gemacht
SPIELANLAGE | Die Kolumne von Coach David Goigitzer
Dass die Technik, beziehungsweise die Ballbehandlung, essentiell im Fußball ist, das steht wohl außer Frage. Deswegen ist mittlerweile auch jedem noch so altmodischen Jugendtrainer klar, dass der Fokus seiner Trainingsplanung für seine Schützlinge in der Verbesserung eben jener Technik bestehen sollte. Aus diesem Grund sieht man bei vielen Trainings, auch im Erwachsenenbereich, Spieler um Hütchen dribbeln oder Passübungen machen die eine fixe Abfolge haben. “Wir machen alles mit dem Ball” sagen dann solche Trainer stolz. Jedoch liegt in diesem isolierten Techniktraining ein klassischer Denkfehler.
Bewegung vs Technik
Mit der “Einschleifmethode”, also dem unzähligen Wiederholen von etwas, wird immer noch vorrangig Technik trainiert. Passübungen sollen zum verbesserten Kombinationsspiel führen. Je komplizierter die Passfolgen sind die man zu bewältigen hat, desto höher das Niveau. So glaubt man es zumindest. Die Wahrheit ist, dass bei Übungen ohne Gegner lediglich Bewegungen einstudiert werden. Da der Rahmen (Hütchenanzahl/-abstand, Passfolge, etc) stets der gleiche ist, wird keine Technik trainiert, sondern lediglich eine Bewegung unter bestimmten Bedingungen. In einer Dreiecks- Passform wird zwar die Ballmit- und -abgabe trainiert, jedoch nur unter den gegebenen Rahmenbedingungen. Also mit fixer Abfolge und ohne Gegner. Ebenso beim Hütchendribbling. Geschult wird hierbei das Dribbeln um Hütchen, nicht mehr. Dies kann nur sehr schwer einen Übertrag auf das echte Spiel haben. Oft wird auch noch von einer “Idealtechnik” gesprochen, die es so jedoch einfach nicht geben kann. Jeder Spieler ist anders, hat somit seine eigene Art und Weise den Ball zu behandeln. Das Endresultat ist stets das Wichtigste. Das Ziel muss es sein, dass der Ball in jede Richtung, aus jedem Tempo, aus jeder Höhe mit kontrollierter Geschwindigkeit kontrolliert wird. WIE dies getan wird ist doch egal, solange das Resultat stimmt, oder?
Was genau ist spielnahes Technik- Training?
Isolierte Trainingsformen werden oft für fixe, geplante Spielzüge, wie zum Beispiel das Hinterlaufen vor der Flanke, angewandt. Ziel ist es, diesen Spielzug auch im Match hervorzubringen. Da kein Gegner vorhanden ist, gibt es auch hier fixe Abläufe, keine zu treffenden Entscheidungen. Das ist NICHT spielnah. Warum nicht? Eine kleiner, von Mark O’Sullivan geborgter Vergleich:
Stellen Sie sich bestimmte, wichtige Aktionen im Fußball vor.
- Laufen
- Passen
- Dribbeln
- Tackling
- Kopfball
- Entscheidung
All dies kommt im Fußball sehr oft vor. Doch was kommt am öftesten vor, und ist somit am wichtigsten? Die Entscheidung. Noch bevor ein Spieler all die vorher genannten Dinge tun kann, muss er sich dazu ENTSCHEIDEN diese zu tun. Die Entscheidungen hängen von den vom Spieler aufgenommenen Informationen ab. Wo steht der Gegner/der Mitspieler/das Tor/ etc.
Somit kann spielnahes Training nur unter Gegnerdruck stattfinden, denn dieser Gegner zwingt den Spieler zu Entscheidungen, welche die Auswahl der auszuführenden Technik (Pass mit Innen- oder Außensete/Ferse, Dribbling, etc) bestimmt.
Die Lösung: Differenzielles Training
Differenzielles Lernen ist die wissenschaftlich bewiesene Theorie, dass Lerneffekte unter Lernern größer sind, wenn diese unter sogenannten “Differenzen” stattfinden. Im Fußball kann man differenzielles Training auch ohne Gegner anwenden, hier reicht eine Abweichung von der “normalen” Umgebung oder der “gewohnten” Technik. Das Heben beider Arme beim Torschuss kann ein Beispiel sein. Durch die erschwerten Bedingungen schüttet das Gehirn nach erfolgreichem Torschuss Dopamin aus, was einem erhöhten und vor allem dauerhaft gefestigteren Lerneffekt zur Folge hat.
Bei einer Sportart wie Fußball reicht es jedoch meist aus, einen Gegner hinzuzufügen. Dennoch gibt es natürlich noch mehr Differenzen, wie zum Beispiel Feldform/-größe, Torform/-größe, etc die man in das Training einbauen kann. Somit trainiert man bei einem 4vs2 rondo die generelle Ballbehandlung UND Entscheidungsfindung besser als in einer noch so komplizierten Passübung mit gefühlt 300 Stationen und Varianten.
Fazit
Fügt Gegner im Training hinzu und euer Team wird besser.
Quellen& Inspirationen: https://sport.uni-mainz.de/files/2008/01/Artikel_fussballtraining_Druckfassung.pdf (Hegen, Schöllhorn, 2012);
Raymond Verheijen
Mark O’Sullivan
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